Toxische Beziehungen – Einschätzung überprüfen und handlungsfähig werden

In der Serie „mediation use cases“ schreibe ich darüber wann Mediation nützlich sein kann und welche Problembewältigungsstrategien alternativ in Betracht gezogen werden können.

Toxische Beziehung überprüfen

Beziehungen können tiefe Wunden verursachen und hinterlassen. Sie fühlen sich dann so schrecklich an, dass man für die Beziehung oder den/die Partner:in der Begriff toxisch schnell am geeignetsten scheint. Und genauso findet man schnell eine Internetseite oder einen Podcast, der die Bezeichnung „toxische Beziehung“ erst einmal zu bestätigen scheint. Doch gerade, wenn man sich länger und tiefer kennt, bleiben wahrscheinlich zunächst auch noch ein Zweifel, ob toxisch das abschließende Urteil ist und noch wichtiger darüber, was zu tun ist.

Ich denke, solche Zweifel sind sehr ernst zu nehmen. Denn nicht nur physische Gewalt, sondern auch dauerhafte Kritik, Niedermachen, Unwahrheiten, Beeinflussung, Rachefantasien, Machtgerangel, Herabsetzen, und Nichtbeachten können tiefe Wunden und später auch Narben hinterlassen. Daher kann ich jeder Person nur empfehlen, das nicht leichtfertig zu nehmen und sich gut zu überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, damit umzugehen und neue Schritte zu wagen: Das kann beinhalten, Optionen und Wege zu finden, sich zu schützen und Distanz zu wahren, sich um sein Herz und seine Psyche zu sorgen, im Gespräch mit einer Freundin oder einem Therapeuten mehr Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, dem Wunsch nach Gerechtigkeit Ausdruck zu verleihen.

Was kann Mediation dann bei toxischen Beziehungen leisten?

Mediation ist ein angeleitetes Gespräch, in dem den Ursachen für Streitdynamiken auf den Grund gegangen werden kann. Sie ermöglicht es, in einem vertraulichen Rahmen mit Ihrem bzw. Ihrer Freund:in oder Partner:in zu sprechen und das unter einer Anleitung, die es ermöglicht, dass verschiedene Perspektiven zu Wort kommen. Was in der Mediation thematisiert wird, liegt in Ihren Händen. Dinge, die auch in vergifteten Situationen geklärt werden können, sind beispielsweise:

  • Praktische Fragen klären, wie Fragen rund um Wohnung, Zusammenleben, Finanzielles, Organisation der Kinderbetreuung;
  • Innere Sicherheit gewinnen: Überprüfen, ob die eigene Einschätzung gerechtfertigt ist oder ob und wie es sich lohnt, sich zu öffnen oder neu zu vertrauen;
  • Gemeinsame Ressourcen und gemeinsame Entscheidungsfähigkeit stärken, erlittene Verluste besprechen;
  • Besprechen wie eine notwendige oder gewünschte zukünftige Beziehung aussehen kann;
  • Bei Paaren mit Kindern: Den Blick auf sie bewahren und die Fähigkeit stärken, als Eltern zu agieren und für die Kinder da zu sein.

Mediation ist ein gegenwarts- und lösungsorientierter Gesprächsprozess mit einer überschaubaren Anzahl an Sitzungen. Mediationsparteien können nach jedem Gespräch neu entscheiden, ob sie das Gespräch fortsetzen wollen. Mediation kann auch parallel und ergänzend zu anderen Unterstützungsformaten stattfinden, wie beispielsweise einer längerfristig angelegten Psychotherapie oder anderen Beratungs- und Unterstützungsangeboten.

Wo ist Mediation vermutlich eher nicht geeignet?

  • Wenn es z.B. aufgrund von physischer Gewalt Sicherheitsbedenken gibt, ein Mediationstreffen durchzuführen;
  • Wenn z.B. aufgrund einer psychischen Erkrankung die Belastung so groß ist, dass ein Gespräch nicht möglich ist;
  • Wenn Menschen eine Grenze ziehen, sich in keinerlei zukünftiger Beziehung sehen und nicht bereit sind, gemeinsam zu sprechen;
  • Wenn es darum geht, eine Diagnose und eine Entscheidung von einer dritten Person zu bekommen.

Mich interessiert Ihre Meinung und Erfahrung. Kommentieren Sie gerne, um mit mir in ein Gespräch zu kommen. Für eine persönliche Beratung, melden Sie sich gerne.

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